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05.01.2022

Sind smarte USV-Speicherkombinationen der wirtschaftliche Schlüssel zur Energiewende?

Hybride USV-Speichersysteme versprechen Wirtschaftlichkeit und schnelle Amortisation in Verbindung mit Sicherheit für die kritische Last.

Batteriegestützte USV-Anlagen werden seit vielen Jahren erfolgreich in verschiedenen Marktsegmenten, darunter insbesondere in Industrie, Telekommunikation und IT, zum Schutz kritischer Verbraucher eingesetzt. Parallel dazu sind in den letzten Jahren, getrieben durch die Nutzung regenerativer Energiequellen, wie beispielsweise der Photovoltaik, unterschiedliche, netzgeführte Energiespeichersysteme entstanden.

POWER news (PN) setzt sich in diesem Artikel mit der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Kombination dieser Systeme zur Umsetzung der Energiewende auseinander.
Anhand von zwei Projekten wird im Anschluss beispielhaft aufgezeigt, welche wirtschaftlichen und technologischen Vorteile sich daraus für unterschiedliche Unternehmen und Geschäftsfelder ergeben können.

Die EU-Staaten haben sich im Dezember 2020 darauf verständigt, die EU-internen Treibhausgasemissionen, anstelle wie bislang geplant um 40 Prozent, um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken.*1 Dazu plante die EU-Kommission im Jahr 2021 eine Reihe von Legislativ-Vorschlägen für die Anpassung der bestehenden EU-Klima- und Energiegesetzgebung vorzulegen.
Der Europäische Grüne Deal (European Green Deal, EGD) gilt dabei als Kernprojekt mit einer umfassenden Wachstumsstrategie für eine klimaneutrale sowie ressourcenschonende Wirtschaft bis zum Jahr 2050. Die EU wäre dann die erste klimaneutrale Industrieregion der Welt.
Die Umsetzung dieses ambitionierten Klimaziels insistiert zum einen die zügige Umstellung der Energieerzeugung von fossilen Brennstoffen auf regenerative Energiequellen und zum anderen, dass Industrie und Gewerbe ihren Strombezug und -verbrauch signifikant optimieren.

Schaubild des Aufbaues eines Energiespeichersystems in Verbindung mit dem USV-System ENERTRONIC modular Storage
Der Aufbau eines Energiespeichersystems in Verbindung mit dem USV-System ENERTRONIC modular Storage bietet maximale Flexibilität und Wirtschaftlichkeit

Aufgaben von Stromspeichersystemen in den Bereichen Netzdienstleistungen, erneuerbare Energien und Industrieanwendungen

Netzdienstleistungen

• Primärregelleistung
• Blindleistungsregelung
• Spannungshaltung

Erneuerbare Energien

• Speicherung in Schwachlastphasen
• Überbrücken von Senken
• Vermeidung von Netzbezug
• Micro Grids

Industrieanwendungen

• Peak Shaving
• Load Leveling
• Micro Grids
• USV-Betrieb


Potentiale mittels Speichertechnologie ausschöpfen

Der erforderliche weitere Auf- und Ausbau regenerativer Energieerzeugung führt zu nicht prognostizierbaren Fluktuationen in der Energieeinspeisung. Energiespeicher geben den zur Lastglättung benötigten Spielraum, in dem sie kombiniert mit einem effizienten Lastmanagement signifikant zu einer definierbaren Glättung der Lastkurve innerhalb des Stromnetzes beitragen. Lastspitzen werden ebenso abgefedert wie ein Energieüberschuss.

Betriebskosten nachhaltig senken

Als wirtschaftliche Schlüssel-Hardware zur Energiewende in den Unternehmen bieten sich heute hybride USV-Speichersysteme an. Diese multifunktionalen Systeme lassen sich über entsprechende Kommunikationsschnittstellen in vorhandene Energie-Management-Systeme (EMS) einbinden.

Selbstgeführte, sogenannte inselbetriebsfähige USV-Speichersysteme bieten hier deutliche Vorteile. Sie können jederzeit unabhängig von Aufgaben des Lastmanagements, wie z. B. Peak Shaving, Load Leveling oder der Energiebezugsoptimierung, den kontinuierlichen Betrieb der angeschlossenen kritischen Verbraucher bei einer Netzstörung sicherstellen.

Das smarte Lastmanagement dieser Hybrid-Systeme kombiniert gleichzeitig die Steigerung von Sicherheit und Effizienz der Stromversorgung mit einer nachhaltigen Re­du­zie­rung der Betriebskosten. Alle Anwendungen, deren Energiebezug durch Stromspeicher vollständig oder teilweise zeitlich verschiebbar ist, stellen ein optimales Einsatzfeld dar.

Schnelle Amortisation durch Kombination

BENNING bietet mit seiner neuen Baureihe ENERTRONIC modular Storage individuell kon­fek­tionierbare Energiespeichersysteme mit echter USV-Funktion und „on-board“ EMS. Das smarte System ist abgestimmt auf:

  • Industrieapplikationen
  • Speicherung regenerativ erzeugter Energie
  • Micro Grids

Die kritischen Verbraucher werden durch die USV-Funktion vor Netzstörungen gesichert. Gleichzeitig übernimmt das System in Verbindung mit dem „on-board“ EMS die Aufgaben des Lastmanagements und trägt somit im Vergleich zu Systemen ohne Speicherfunktion signifikant zu einer schnelleren Amortisation der Investition bei.

Die Vorteile USV-fähiger Speichersysteme

  • Flexibilität
  • Wirtschaftlichkeit erreichbar durch:
    • Peak Shaving
    • Load Leveling
    • Energiebezugs­optimierung (7000 h-Regel)
    • Day-to-night Energietransfer
    • flexibel definierbare Energiereserve
    • Speicherung in Schwachlast­phasen
    • Zusatzleistung in Hochlastphasen
    • für Blei- und Lithium-Batterien geeignet
    • Eigenverbrauchsoptimierung
    • sicherer USV Betrieb (VFI-SS-111)
    • Blindleistungs­kompensation

Die Vorteile einer ENERTRONIC modular Storage

  • maximale Verfügbarkeit
  • minimierte Betriebskosten
  • variables Komponentenkonzept erreichbar durch:
    • Speicher- und USV-Funktion
    • dezentrale, parallele Architektur
    • Hot Plug System modular erweiterbar
    • flexible Batteriekonfiguration (Sammel­batterie, Gruppenbatterie, Einzelbatterie)
    • einsetzbar in Verbindung mit regenerativen Energiesystemen wie PV-, Wasser- oder Windenergiesystemen
    • Mögl. Anbindung vom Niederspannungsnetz (VDE AR-N4105)
    • hoher Wirkungsgrad
    • schnelle Amortisation

ENERTRONIC modular Storage übernimmt Lastmanagementfunktionen wie Peak Shaving und Load Leveling

Schaubild des load leveling
ENERTRONIC modular Storage übernimmt Last­management­funktionen wie Load Leveling

Schlüsselfertig aus einer Hand

Auf der Basis bewährter Industrie-USV-Anlagen bietet BENNING eine modulare Architektur zum Aufbau von wirtschaftlichen Energiespeichersystemen, sowohl für netz- als auch für selbstgeführte Systeme.

Diese decken einen Leistungsbereich von bis zu einem Megawatt je Einspeisepunkt ab. Darüber hinaus lassen sich mit weiteren Einspeisepunkten innerhalb eines Bilanzkreises auch größere Systeme installieren.
Diese dezentrale Skalierung erlaubt die optimale und kostengünstige Integration in eine  vorhandene Infrastruktur. Ebenso besteht die Möglichkeit zur Qualifizierung oder Nachrüstung bestehender Energiespeichersysteme mittels modularer USV-Technik zu smarten, inselbetriebsfähigen Stromversorgungen.

BENNING versteht sich im Rahmen einer Turnkey-Lösung nicht nur als Hardware-Hersteller sondern als partnerschaftlicher System­integrator. Die nun folgenden Projekte verdeutlichen daher neben den technischen und wirtschaftlichen Aspekten ebenfalls, welche Beratungs-, Planungs- und Entwicklungsleistungen für eine erfolgreiche Umsetzung der unterschiedlichen kundenspezifischen Anforderungen notwendig sind.

Dazu sprach PN mit Herrn Ronald Metzig (Leiter Niederlassung Ost, BENNING) und Herrn Claus Kirmaier (Leiter Niederlassung Süd, BENNING).

Herr Metzig betreute die Planung und Umsetzung eines USV-fähigen Li-Ion-Batteriespeichersystems (320 kVA / 300 kWh) bei einem Industriekunden, genauer gesagt bei einem globalen Automobilzulieferer mit mehreren Standorten in Deutschland.

PN: Herr Metzig, bevor wir konkret in Ihr Projekt einsteigen, können Sie kurz etwas zur generellen Marktsituation hinsichtlich USV-fähiger Speichersysteme sagen?

Metzig: Aufgrund der Herausforderungen, die sich durch die Energiewende für die Unternehmen ergeben, ist das Interesse an USV-Speichersystemen aktuell sehr groß. Unsere Kunden wissen um die Vorteile eines hybriden Systems, das die Sicherheit für empfindliche Verbraucher erhöht und parallel die selbst erzeugte, regenerative Energie zwischenspeichert und flexibel zur Verfügung stellt.
Überlegungen hinsichtlich der Reduktion von Energiekosten, z. B. durch geringere Spitzenlasten, spielen ebenso eine Rolle wie die Schnellladung von Elektrofahrzeugen.

Wir stellen zurzeit fest, dass die Krise von vielen Unternehmen genutzt wird, um sich für die Zukunft gut aufzustellen. Dazu gehört meistens eine umweltfreundliche Energieversorgung z. B. auf Basis eines USV-fähigen Speichersystems.

PN: Sie sprechen die Überlegungen an – welche Motivation stand konkret bei diesem Automobilzulieferer im Vordergrund?

Metzig: Nun, schon die Projektbezeichnung „Energiespeicher für Spitzenlastmanagement (Peak Shaving) zur Einhaltung der 7000 h-Regel“ gibt darüber Aufschluss. Per Definition muss die Benutzungsstundenzahl, also der Quotient aus dem Jahresenergieverbrauch (> 10 GWh) und der höchsten Lastspitze, die im Integral von 15 Minuten auftritt, größer als 7000 Stunden sein. Die Erfüllung dieser Regel ist die Voraussetzung für die Erlangung eines individuellen Netzentgeltes gemäß Strom NEV (§19 Abs. 2), bzw. die erhebliche Netzentgeltreduzierung für die energieintensive Industrie auf max. 20 % des üblichen Satzes. Prozessbedingt können Lastspitzen während der Produktion auftreten, die zu einem Quotienten < 7000 h führen. Damit würde die Rückerstattung des Netzentgelts für das gesamte Jahr entfallen. Das USV-Speichersystem hat also u.a. die Aufgabe, diese Spitzenlasten zu kappen, das sogenannte Peak Shaving.

PN: Aber Lastmanagement ist doch eigentlich nichts Neues, schließlich ist es für die Großverbraucher von essentieller, wirtschaftlicher Bedeutung?

Metzig: Das ist grundsätzlich richtig. Allerdings wird in der Regel versucht, auftretende Lastspitzen durch zeitweise Ab- oder verzögerte Zuschaltung von Verbrauchern auszugleichen. Diese Art des Lastmanagements hat daher massive Auswirkungen auf die Fertigungsprozesse. Dies führte dann bei unserem Kunden zunehmend zu Schwierigkeiten. Als eine elegante Lösung erschien daher die Investition in ein Energiespeichersystem. Auf Grund der relativ hohen Investitionskosten für Speichersysteme werden zunehmend sogenannte „Multi-Use-Applikationen“ benötigt, um diese wirtschaftlich zu betreiben. Neben dem klassischen Peak Shaving zählen derzeit auch die Zwischenspeicherung von regenerativer Energie oder die Notstromfähigkeit dazu.

PN: Wie ist der Kunde auf die von BENNING entwickelte Lösung aufmerksam geworden?

Metzig: Mit dem USV-fähigen Speichersystem ENERTRONIC modular Storage besitzt BENNING derzeit ein Alleinstellungsmerkmal, welches im Markt für Aufsehen sorgt. Außerdem bestanden zum Mutterkonzern bereits Geschäftsbeziehungen. BENNING ist hier als flexibel agierender Turnkey-Spezialist für komplexe, hochverfügbare Stromversorgungs­systeme geschätzt. Allerdings war das aktuelle Projekt das erste mit diesem Standort in Sachsen.

Ronald Metzig

„Aktives Spitzenlastmanagement in Verbindung mit USV-Funktionalität bietet technische und wirtschaftliche Sicherheit.“

Ronald Metzig,
Leiter Niederlassung Ost,
BENNING


Schaubild eines USV ENERTRONIC modular Storage system
Die kritischen Verbraucher werden durch die USV vor Netzstörungen gesichert. Gleichzeitig übernimmt das System in Verbindung mit dem „on-board“ EMS Aufgaben des Lastmanagements und trägt somit im Vergleich zu Systemen ohne Speicherfunktion signifikant zu einer schnelleren Amortisation der Investition bei.
ENERTRONIC modular Storage Systems mit 5 Modulen Frontansicht
Beispiel eines flexibel skalierbaren ENERTRONIC modular Storage Systems mit 5 Modulen

PN: Wie wurde an das Projekt herangegangen und was hat der Kunde genau bekommen?

Metzig: Erste konzeptionelle Ideen wurden Ende 2018 ausgetauscht, gefolgt von einem Budgetangebot im ersten Quartal 2019. Nach Analyse und Klärung der technischen Details erhielten wir Ende 2019 den Auftrag. Projektierung, Fertigung, Lieferung, Inbetriebnahme und Probebetrieb waren im Sommer 2020 abgeschlossen. Unsere Serviceabteilung hat ein 320 kVA ENERTRONIC modular Storage System vor Ort beim Kunden installiert, ausgestattet mit 8 Modulen à 40 kVA (erweiterbar auf 10 Module), einem Netzanschlussfeld ge­mäß VDE AR-N 4105, einem DC-Anschluss- und Kommunikationsfeld sowie 10 Batterieschränken, deren Energieinhalt sich hierbei auf 300 kWh summiert.
Das ENERTRONIC modular Storage System basiert auf einer im Industrie-USV-Markt bewährten Hardware. Es zeichnet sich durch lineares Peak Shaving über den gesamten Last­bereich aus und verfügt über die notwendige USV-Funktion zum Schutz der kritischen Verbraucher.

PN: Welche besonderen Herausforderungen und kundenseitigen Anforderungen beurteilen Sie im Nachhinein als für die Auftragsvergabe entscheidend?

Metzig: Das Energiespeichersystem sollte in die vorhandene Infrastruktur des Unternehmens eingebunden werden und das selbstverständlich bei möglichst geringen Nebenkosten. Zur Aufstellung und Einbindung der Anlage kam somit aus technischer Sicht nur die firmeneigene Trafostation in Frage. Wegen der vorhandenen Netzstruktur bot sich die Anbindung direkt an die Niederspannungsebene an, zumal die ENERTRONIC modular Storage grundsätzlich diese Funktionalität bietet.

Eine Aufstellung im Schaltanlagenraum kam für den Kunden nicht in Frage. Der vorgesehene separate Raum erforderte eine sehr kompakte Ausführung, da das System für den Fall notwendiger Leistungsanpassungen flexibel skalierbar ausgelegt werden musste. Wir konnten aufgrund der modularen Architektur und des erfreulich geringen Footprints des ENERTRONIC modular Storage Systems von Anfang an ideale technische und sehr wirtschaftliche Lösungen offerieren. Vermutlich spielten auch diverse Soft Skills, angefangen mit der aktiven Kundenbetreuung über die Konzeption und Schnittstellenplanung bis hin zur Turnkey-Abwicklung durch unsere Serviceabteilung, eine große Rolle.

PN: Die Inbetriebnahme ist nun schon einige Zeit her. Gibt es ein Feedback des Kunden zum laufenden Betrieb des Systems?

Metzig: Für den Konzern hat diese Anlage Pilot­charakter. Inzwischen liegen Anfragen für vergleichbare USV-fähige Speichersysteme für weitere Standorte vor. Ich denke dies beweist, dass aktives Spitzenlastmanagement insbesondere in Verbindung mit der USV-Funktion, wie BENNING es anbietet, als wirtschaftlich sehr interessant bewertet wird.
Unserem Kunden ist bewusst, dass er sich in naher Zukunft weiteren Anforderungen der Energiewende, z. B. hinsichtlich der Möglichkeit zur Einbindung von regenerativen Energien, der Elektromobilität und der Steigerung der Energieeffizienz parallel zur unterbrechungsfreien sicheren Stromversorgung seiner betriebskritischen Prozesse an allen Standorten, stellen muss. Zumindest in Sachsen hat er dafür mit dieser Investition schon beste Voraussetzungen geschaffen.

PN: Das freut uns natürlich. Lassen Sie uns abschließend einen Blick in die Zukunft riskieren. Was denken Sie, wie wird sich der Markt für derartige Systeme zukünftig entwickeln?

Metzig: Natürlich spielen hier viele Faktoren eine Rolle. Dennoch prognostizieren wir, dass sich für unsere USV-fähigen Speichersysteme, die die USV-Klassifizierung VFI-SS-111 erfüllen, ein ganz neues Marktsegment etablieren wird. Dieses hebt sich von den bekannten Applikationen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit deutlich ab.

Ferner gehen wir aufgrund großer Kosten-Nutzen-Vorteile davon aus, dass in sehr vielen Bereichen der Industrie der Markt für herkömmliche Energiespeicher mit dem Markt für USV-Systeme verschmelzen wird.

PN: Herr Metzig, vielen Dank für die interessanten Einblicke in dieses richtungsweisende Projekt.

Weitere Informationen

Kontakt: Ronald Metzig
Tel.: +49 172 2859286
E-Mail:

Herr Kirmaier zeichnete sich verantwortlich für die Realisierung einer schlüsselfertigen USV-Speicherlösung (160 kVA / 462 kWh) bei Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG, einem Erzeuger regenerativer Energie im süddeutschen Fuchstal.

Schaubild einer modularen Architektur von Energiespeicher-Systemen
BENNING bietet auf der Basis bewährter Industrie-USV-Anlagen eine modulare Architektur zum Aufbau von wirtschaftlichen Energiespeicher-Systemen.

Eine Hardware für multi-use Applikationen

BENNING bietet auf der Basis bewährter Industrie-USV-Anlagen eine modulare Architektur zum Aufbau von wirtschaftlichen Energiespeicher-Systemen.


PN: Herr Kirmaier, können Sie mit wenigen Worten Ihren Kunden und dessen Geschäftsfeld vorstellen?

Kirmaier: Wie der Name schon impliziert – bei der Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG  handelt es sich um ein Unternehmen, das Energie klimaneutral erzeugt. Mit dem aus Biomasse erzeugten Gas treibt der Kunde BHKW-Gasmotoren an, die mit hoher Effizienz Strom und Wärme erzeugen. In enger Partnerschaft mit lokalen Landwirten bezieht der in Fuchstal in Bayern beheimatete Kunde die benötigte Biomasse aus regionalem Anbau. Außerdem nutzt der Kunde die Dachflächen seiner Betriebshallen für die photovoltaische Stromerzeugung.

Wir haben den Kunden als sehr zukunftsorientiert und innovativ kennengelernt. Man hat sofort gemerkt, dass in der unternehmerischen Grundeinstellung Schonung und intelligente Nutzung ökologisch erzeugter Energie an vorderster Stelle stehen.

Dieser Betrieb ist unter anderem Partner des vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz geförderten Projektes „Energiezukunft Fuchstal“. Photovoltaikanlagen, ein Wasserkraftwerk, ein Bürger-Windenergiepark und die Biogasanlage von Biogas Gröber Ruf wurden innerhalb dieses Projektes zu einem innovativen, interkommunalen Energienetz gekoppelt.

Das Ziel einer konsequenten Nutzung erneuerbarer Energien führte dann zu den weiteren Optimierungsüberlegungen des Kunden, bei denen wir ihn tatkräftig unterstützen konnten. Bisher wurde in Phasen ohne solare Strahlung, z. B. an Regentagen oder bei Nacht, der zum Betrieb der Anlage notwendige Strom-Eigenbedarf durch das rund um die Uhr verfügbare Biogas-BHKW gedeckt. Die hier abgerufene Leistung, die ca. 9 % der erzeugten Energie darstellte, stand somit nicht mehr zur Einspeisung in das Energieversorgungsnetz zur Verfügung.

Durch die Investition in ein Energiespeichersystem, das den nicht zur Eigenbedarfsdeckung notwendigen photovoltaisch bei Tag erzeugten Strom zwischenspeichert, ließ sich der Eigenverbrauchsanteil des PV-Stroms signifikant erhöhen. Damit wird nun nur noch eine Restmenge von ca. 2 % des ökologisch wertvolleren – auch bei Nacht verfügbaren – Biomasse-Stroms selbst verbraucht.

Der Eigenverbrauchsanteil der erzeugten PV-Energie konnte auf den hervorragenden Wert von ca. 80 % erhöht werden. Zusätzlich ergibt sich ein aus kaufmännischer Sicht positiver Effekt, da der eingespeiste Biomasse-Strom eine nach dem Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) höhere Vergütung erfährt als Solarstrom.

PN: Das heißt finanziell interessanterer Biomassestrom kann entsprechend mehr eingespeist werden, in der Tat eine interessante Konstellation. Herr Kirmaier, Sie betreuen den Süden Deutschlands, gab es vor dem Projekt schon eine bestehende Geschäftsbeziehung zu Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG?

Kirmaier: Wir haben den Kunden neu hinzugewonnen. Allerdings kam der Erstkontakt über ein mit uns vernetztes Unternehmen zustande. Herr Ruf war lange Zeit vergeblich auf der Suche nach einem Systempartner, der es sich zutraut, einen Energiespeicher als eine Kombination aus den Komponenten Strom­wandler, Batteriesystem und EMS-Einbindung als ein ganzheitlich verantwortlicher Turnkey-Partner anzubieten. Ein mit uns partnerschaftlich verbundenes Unternehmen aus dem Bereich der Batterietechnik hat ihm dann den entscheidenden Tipp gegeben und den Kontakt mit BENNING hergestellt.

PN: Überspitzt könnte man also sagen: „Sie haben den Auftrag erhalten, weil BENNING der einzige Anbieter gewesen ist, der bereit war, diese komplexe Herausforderung anzunehmen?“

Kirmaier: Tatsächlich hat uns der Kunde später, während eines Projektmeetings, von seiner langen, vergeblichen Suche nach einem Anbieter berichtet. Dabei betonte er auch, dass ihn, neben den technischen und wirtschaftlichen Aspekten, insbesondere die von Beginn an kompetente Beratung zur finalen Auftragserteilung bewogen habe.
Lassen Sie mich daher die Komplexität etwas genauer beschreiben:
Die beim Kunden bereits vorhandene Infrastruktur bestand aus mehreren Biogas-Generatoren, einem PV-System und diversen Einspeisewechselrichtern. Ein beim Kunden bereits installiertes Energiemanagementsystem (EMS) regelte den Eigenverbrauch und die Energieeinspeisung. Es ging also neben der Hardware auch um die kommunikative Anbindung unserer USV- und Speicher-Systeme nebst Batterie-Management-System (BMS) an die kundenseitigen Datenströme.

PN: Sie sprachen vorhin von technischen Aspekten. Warum hat der Kunde eine Kombination aus Batteriesystem und USV gewünscht? Hätte ein Energiespeichersystem nicht ausgereicht?

Kirmaier: Die USV-Anlage dient u.a. einer Erhöhung der Anlagen-Betriebssicherheit, denn das komplexe Automatisierungssystem, bestehend aus Sensoren, Auswerterrechnern, Aktoren, Förderpumpen und geregelten Rühr­werksantrieben, toleriert Netzschwankungen und -ausfälle nicht. Eine Störung würde zu erheblichen Komplikationen im Anlagenbetrieb führen. Im schlimmsten Fall käme es zu sicherheitskritischen Situationen, da Anlagenparameter wie Gasdruck oder Volumenwerte nicht mehr zur Verfügung ständen.

Um dieses Szenario abzuwenden, wird ein Teil der aus den Batterien abrufbaren Energie nicht für die Eigenbedarfsdeckung freigegeben, sondern für die Weiterversorgung der sensiblen Anlagentechnik vorgehalten.
Bei einem Netzausfall greift die gleichzeitig als Speichersystem und USV fungierende ENERTRONIC modular Storage schützend ein und stützt mit der vorgehaltenen Energiereserve den sicheren Anlagenbetrieb.
Neben der Grundfunktion, die zur Speicherung und Freisetzung der klimaneutral erzeugten, elektrischen Energie bereitgestellt wird, bietet das System also ohne relevante Mehrkosten eine absolut unterbrechungsfreie Weiterversorgung sensibler Verbraucher bei Netzausfällen. Gleichzeitig trägt es zu einer Verlängerung der Lebensdauer bei, indem es Netzverschmutzungen wie Oberwellen oder transiente Spannungen filtert, die ansonsten zu einer Reduzierung der Standzeit, der zum Großteil kostspieligen Anlagen-Komponenten, führen würden.

PN: Bleiben wir hier doch noch einmal bei der ENERTRONIC modular Storage. Können Sie kurz schildern, welche System-Komponenten im Herbst 2020 vom BENNING Service installiert und in Betrieb genommen wurden?

Kirmaier: Das Ergebnis der Planungs- und Analysephase im Frühjahr 2020 erforderte hardwareseitig ein System bestehend aus der ENERTRONIC modular Storage mit einer Leistung von 160 kVA (4 Module à 40 kVA), einem BMS und einem Li-Ion Energiespeicher in Modulbauweise, mit einem Energieinhalt von 462 kWh (2 x 7 x 33 kWh). Eine Lösung mit klassischen Bleibatterien, für welche die ENERTRONIC modular Storage ebenfalls geeignet ist, kam vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Betracht. Die Anbindung konnte direkt an die Niederspannungsebene (400 V AC / VDE AR-N4105) erfolgen. Auf diese Weise fielen keine Kosten für einen eigenen Transformator an. Das System ist auf maximale Verfügbarkeit getrimmt und redundant ausgelegt. Die Vorteile der modularen Architektur, wie einfache und schnelle Wartung, flexible Skalierung und geringer Raumbedarf, tragen ebenso, wie die hohe Energieeffizienz des Systems, zu mehr Sicherheit und einer schnelleren Amortisation bei.

PN: Sie betonten soeben „hardwareseitig“, warum?

Kirmaier: Richtig, ein wichtiger Baustein des Projektes war die smarte Vernetzung des bereits vorhandenen Energiemanagementsystems (Typ S7) mit den neuen Komponenten und insbesondere mit dem BMS. Hier haben unsere Ingenieure Hand in Hand mit den EMS-Spezialisten des Kunden die Einbindung realisiert.
Die von uns entwickelte und in vielen Bereichen der Industrie und Telekommunikation eingesetzte Monitoring und Control Unit (MCU) ermöglicht mit einer Vielzahl an unterstützten Protokollen und Schnittstellen die Anbindung an EMS unterschiedlicher Hersteller.

PN: Herr Kirmaier, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Es war interessant zu erfahren, wie ein Biogaskraftwerk durch die Investition in ein USV-fähiges Energiespeichersystem nicht nur sicherer, sondern unter Nutzung der unterschiedlichen EEG-Vergütungsmodelle auch aus kaufmännischer Sicht so effizient betrieben werden kann, dass sich ein rascher Return on Investment (ROI) ergibt.

Weitere Informationen

Kontakt: Claus Kirmaier
Tel.: +49 8332 936363
E-Mail:

Claus Kirmaier

"Optimierung der Wirtschaftlichkeit eines Biogaskraftwerkes durch intelligente Nutzung ökologisch erzeugter Energie und smarte Vernetzung aller beteiligten Systeme."

Claus Kirmaier,
Leiter Niederlassung Süd,
BENNING


Systemlösung der Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. K
Beispiel Systemlösung bei Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG

Beispiel Systemlösung bei
Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG

• Energiespeicher + USV
• Modulares System
• Anschluss direkt an 400 V AC
Kein Transformator erforderlich
Umrichterleistung 160 kW
Flexibel erweiterbar
Li-Ion Energiespeicher in Modulbauweise
Projektierte Batteriegebrauchsdauer 10 a
Kapazitätsreserven für USV-Verbraucher
• Kapazitätsreserven für besondere Betriebsfälle


Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG Luftaufnahme
Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG
Smarte Vernetzung eines bereits vorhandenen EMS vom Typ S7 mit den neuen Komponenten.
Smarte Vernetzung eines bereits vorhandenen EMS vom Typ S7 mit den neuen Komponenten.
Displayanzeige der Monitoring und Control Unit (MCU)
Die Monitoring und Control Unit (MCU) ermöglicht mit einer Vielzahl an unterstützten Protokollen und Schnittstellen die Anbindung des Systems an EMS unterschiedlicher Softwarehersteller. Der in die Schranktür des Stromversorgungssystems eingebaute Systemcontroller (MCU 3000) besitzt ein 10,4" Touchdisplay.

*1 https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/eu-klimapolitik/

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