Sind smarte USV-Speicherkombinationen der wirtschaftliche Schlüssel zur Energiewende? Teil 3: Interview zu einer Biogasanlage

Claus Kirmaier

„Optimierung der Wirtschaftlichkeit eines Biogaskraftwerkes durch intelligente Nutzung ökologisch erzeugter Energie und smarte Vernetzung aller beteiligten Systeme.“

Claus Kirmaier,
Leiter Niederlassung Süd,
BENNING

Herr Kirmaier zeichnete sich verantwortlich für die Realisierung einer schlüsselfertigen USV-Speicherlösung (160 kVA / 462 kWh) bei Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG, einem Erzeuger regenerativer Energie im süddeutschen Fuchstal.

PN: Herr Kirmaier, können Sie mit wenigen Worten Ihren Kunden und dessen Geschäftsfeld vorstellen?

Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG Luftaufnahme
ENERTRONIC modular Storage Systems mit 5 Modulen Frontansicht
Beispiel eines flexibel skalierbaren ENERTRONIC modular Storage Systems mit 5 Modulen

Kirmaier: Wie der Name schon impliziert – bei der Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG  handelt es sich um ein Unternehmen, das Energie klimaneutral erzeugt. Mit dem aus Biomasse erzeugten Gas treibt der Kunde BHKW-Gasmotoren an, die mit hoher Effizienz Strom und Wärme erzeugen. In enger Partnerschaft mit lokalen Landwirten bezieht der in Fuchstal in Bayern beheimatete Kunde die benötigte Biomasse aus regionalem Anbau. Außerdem nutzt der Kunde die Dachflächen seiner Betriebshallen für die photovoltaische Stromerzeugung.

Wir haben den Kunden als sehr zukunftsorientiert und innovativ kennengelernt. Man hat sofort gemerkt, dass in der unternehmerischen Grundeinstellung Schonung und intelligente Nutzung ökologisch erzeugter Energie an vorderster Stelle stehen.

Dieser Betrieb ist unter anderem Partner des vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz geförderten Projektes „Energiezukunft Fuchstal“. Photovoltaikanlagen, ein Wasserkraftwerk, ein Bürger-Windenergiepark und die Biogasanlage von Biogas Gröber Ruf wurden innerhalb dieses Projektes zu einem innovativen, interkommunalen Energienetz gekoppelt.

Das Ziel einer konsequenten Nutzung erneuerbarer Energien führte dann zu den weiteren Optimierungsüberlegungen des Kunden, bei denen wir ihn tatkräftig unterstützen konnten. Bisher wurde in Phasen ohne solare Strahlung, z. B. an Regentagen oder bei Nacht, der zum Betrieb der Anlage notwendige Strom-Eigenbedarf durch das rund um die Uhr verfügbare Biogas-BHKW gedeckt. Die hier abgerufene Leistung, die ca. 9 % der erzeugten Energie darstellte, stand somit nicht mehr zur Einspeisung in das Energieversorgungsnetz zur Verfügung.

Durch die Investition in ein Energiespeichersystem, das den nicht zur Eigenbedarfsdeckung notwendigen photovoltaisch bei Tag erzeugten Strom zwischenspeichert, ließ sich der Eigenverbrauchsanteil des PV-Stroms signifikant erhöhen. Damit wird nun nur noch eine Restmenge von ca. 2 % des ökologisch wertvolleren – auch bei Nacht verfügbaren – Biomasse-Stroms selbst verbraucht.

Der Eigenverbrauchsanteil der erzeugten PV-Energie konnte auf den hervorragenden Wert von ca. 80 % erhöht werden. Zusätzlich ergibt sich ein aus kaufmännischer Sicht positiver Effekt, da der eingespeiste Biomasse-Strom eine nach dem Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) höhere Vergütung erfährt als Solarstrom.

PN: Das heißt finanziell interessanterer Biomassestrom kann entsprechend mehr eingespeist werden, in der Tat eine interessante Konstellation. Herr Kirmaier, Sie betreuen den Süden Deutschlands, gab es vor dem Projekt schon eine bestehende Geschäftsbeziehung zu Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG?

Kirmaier: Wir haben den Kunden neu hinzugewonnen. Allerdings kam der Erstkontakt über ein mit uns vernetztes Unternehmen zustande. Herr Ruf war lange Zeit vergeblich auf der Suche nach einem Systempartner, der es sich zutraut, einen Energiespeicher als eine Kombination aus den Komponenten Strom­wandler, Batteriesystem und EMS-Einbindung als ein ganzheitlich verantwortlicher Turnkey-Partner anzubieten. Ein mit uns partnerschaftlich verbundenes Unternehmen aus dem Bereich der Batterietechnik hat ihm dann den entscheidenden Tipp gegeben und den Kontakt mit BENNING hergestellt.

Systemlösung der Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. K
Beispiel Systemlösung bei Biogas Gröber Ruf GmbH & Co. KG
  • Energiespeicher + USV
  • Modulares System
  • Anschluss direkt an 400 V AC
  • Kein Transformator erforderlich
  • Umrichterleistung 160 kW
  • Flexibel erweiterbar
  • Li-Ion Energiespeicher in Modulbauweise
  • Projektierte Batteriegebrauchsdauer 10 a
  • Kapazitätsreserven für USV-Verbraucher
  • Kapazitätsreserven für besondere Betriebsfälle

PN: Überspitzt könnte man also sagen: „Sie haben den Auftrag erhalten, weil BENNING der einzige Anbieter gewesen ist, der bereit war, diese komplexe Herausforderung anzunehmen?“

Kirmaier: Tatsächlich hat uns der Kunde später, während eines Projektmeetings, von seiner langen, vergeblichen Suche nach einem Anbieter berichtet. Dabei betonte er auch, dass ihn, neben den technischen und wirtschaftlichen Aspekten, insbesondere die von Beginn an kompetente Beratung zur finalen Auftragserteilung bewogen habe.
Lassen Sie mich daher die Komplexität etwas genauer beschreiben:
Die beim Kunden bereits vorhandene Infrastruktur bestand aus mehreren Biogas-Generatoren, einem PV-System und diversen Einspeisewechselrichtern. Ein beim Kunden bereits installiertes Energiemanagementsystem (EMS) regelte den Eigenverbrauch und die Energieeinspeisung. Es ging also neben der Hardware auch um die kommunikative Anbindung unserer USV- und Speicher-Systeme nebst Batterie-Management-System (BMS) an die kundenseitigen Datenströme.

PN: Sie sprachen vorhin von technischen Aspekten. Warum hat der Kunde eine Kombination aus Batteriesystem und USV gewünscht? Hätte ein Energiespeichersystem nicht ausgereicht?

Displayanzeige der Monitoring und Control Unit (MCU)
Die Monitoring und Control Unit (MCU) ermöglicht mit einer Vielzahl an unterstützten Protokollen und Schnittstellen die Anbindung des Systems an EMS unterschiedlicher Softwarehersteller. Der in die Schranktür des Stromversorgungssystems eingebaute Systemcontroller (MCU 3000) besitzt ein 10,4" Touchdisplay.

Kirmaier: Die USV-Anlage dient u.a. einer Erhöhung der Anlagen-Betriebssicherheit, denn das komplexe Automatisierungssystem, bestehend aus Sensoren, Auswerterrechnern, Aktoren, Förderpumpen und geregelten Rühr­werksantrieben, toleriert Netzschwankungen und -ausfälle nicht. Eine Störung würde zu erheblichen Komplikationen im Anlagenbetrieb führen. Im schlimmsten Fall käme es zu sicherheitskritischen Situationen, da Anlagenparameter wie Gasdruck oder Volumenwerte nicht mehr zur Verfügung ständen.

Um dieses Szenario abzuwenden, wird ein Teil der aus den Batterien abrufbaren Energie nicht für die Eigenbedarfsdeckung freigegeben, sondern für die Weiterversorgung der sensiblen Anlagentechnik vorgehalten.
Bei einem Netzausfall greift die gleichzeitig als Speichersystem und USV fungierende ENERTRONIC modular Storage schützend ein und stützt mit der vorgehaltenen Energiereserve den sicheren Anlagenbetrieb.
Neben der Grundfunktion, die zur Speicherung und Freisetzung der klimaneutral erzeugten, elektrischen Energie bereitgestellt wird, bietet das System also ohne relevante Mehrkosten eine absolut unterbrechungsfreie Weiterversorgung sensibler Verbraucher bei Netzausfällen. Gleichzeitig trägt es zu einer Verlängerung der Lebensdauer bei, indem es Netzverschmutzungen wie Oberwellen oder transiente Spannungen filtert, die ansonsten zu einer Reduzierung der Standzeit, der zum Großteil kostspieligen Anlagen-Komponenten, führen würden.

PN: Bleiben wir hier doch noch einmal bei der ENERTRONIC modular Storage. Können Sie kurz schildern, welche System-Komponenten im Herbst 2020 vom BENNING Service installiert und in Betrieb genommen wurden?

Smarte Vernetzung eines bereits vorhandenen EMS vom Typ S7 mit den neuen Komponenten.
Smarte Vernetzung eines bereits vorhandenen EMS vom Typ S7 mit den neuen Komponenten.

Kirmaier: Das Ergebnis der Planungs- und Analysephase im Frühjahr 2020 erforderte hardwareseitig ein System bestehend aus der ENERTRONIC modular Storage mit einer Leistung von 160 kVA (4 Module à 40 kVA), einem BMS und einem Li-Ion Energiespeicher in Modulbauweise, mit einem Energieinhalt von 462 kWh (2 x 7 x 33 kWh). Eine Lösung mit klassischen Bleibatterien, für welche die ENERTRONIC modular Storage ebenfalls geeignet ist, kam vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Betracht. Die Anbindung konnte direkt an die Niederspannungsebene (400 V AC / VDE AR-N4105) erfolgen. Auf diese Weise fielen keine Kosten für einen eigenen Transformator an. Das System ist auf maximale Verfügbarkeit getrimmt und redundant ausgelegt. Die Vorteile der modularen Architektur, wie einfache und schnelle Wartung, flexible Skalierung und geringer Raumbedarf, tragen ebenso, wie die hohe Energieeffizienz des Systems, zu mehr Sicherheit und einer schnelleren Amortisation bei.

PN: Sie betonten soeben „hardwareseitig“, warum?

Kirmaier: Richtig, ein wichtiger Baustein des Projektes war die smarte Vernetzung des bereits vorhandenen Energiemanagementsystems (Typ S7) mit den neuen Komponenten und insbesondere mit dem BMS. Hier haben unsere Ingenieure Hand in Hand mit den EMS-Spezialisten des Kunden die Einbindung realisiert.
Die von uns entwickelte und in vielen Bereichen der Industrie und Telekommunikation eingesetzte Monitoring und Control Unit (MCU) ermöglicht mit einer Vielzahl an unterstützten Protokollen und Schnittstellen die Anbindung an EMS unterschiedlicher Hersteller.

PN: Herr Kirmaier, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Es war interessant zu erfahren, wie ein Biogaskraftwerk durch die Investition in ein USV-fähiges Energiespeichersystem nicht nur sicherer, sondern unter Nutzung der unterschiedlichen EEG-Vergütungsmodelle auch aus kaufmännischer Sicht so effizient betrieben werden kann, dass sich ein rascher Return on Investment (ROI) ergibt.

„Optimierung der Wirtschaftlichkeit eines Biogaskraftwerkes durch intelligente Nutzung ökologisch erzeugter Energie und smarte Vernetzung aller beteiligten Systeme.“

Die Vorteile USV-fähiger Speichersysteme

  • Flexibilität
  • Wirtschaftlichkeit erreichbar durch:
    • Peak Shaving
    • Load Leveling
    • Energiebezugs­optimierung (7000 h-Regel)
    • Day-to-night Energietransfer
    • flexibel definierbare Energiereserve
    • Speicherung in Schwachlast­phasen
    • Zusatzleistung in Hochlastphasen
    • für Blei- und Lithium-Batterien geeignet
    • Eigenverbrauchsoptimierung
    • sicherer USV Betrieb (VFI-SS-111)
    • Blindleistungs­kompensation

Die Vorteile einer ENERTRONIC modular Storage

  • maximale Verfügbarkeit
  • minimierte Betriebskosten
  • variables Komponentenkonzept erreichbar durch:
    • Speicher- und USV-Funktion
    • dezentrale, parallele Architektur
    • Hot Plug System modular erweiterbar
    • flexible Batteriekonfiguration (Sammel­batterie, Gruppenbatterie, Einzelbatterie)
    • einsetzbar in Verbindung mit regenerativen Energiesystemen wie PV-, Wasser- oder Windenergiesystemen
    • Mögl. Anbindung vom Niederspannungsnetz (VDE AR-N4105)
    • hoher Wirkungsgrad
    • schnelle Amortisation

Weitere Informationen

Kontakt: Claus Kirmaier
Tel.: +49 8332 936363
E-Mail:

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